Bevor Stephanie Cox im Oktober 2017 auf der Liste Peter Pilz in den Nationalrat gewählt wurde, machte sie sich einen Namen in der heimischen Start-Up Szene als Gründerin und Moderatorin. Sie war Teil der Organisation „Start Europe“ (Jetzt: Pioneers). Dort ermöglichten Cox und weitere Kollegen die Weiterentwicklung von Geschäftsideen, Vernetzten GründerInnen und halfen bei der Investorensuche. Ihren Zugang “Probleme erkennen, Lösungen finden und Umsetzen” lebte sie auch 2016 in der Organisation von chancen:reich, der ersten Berufsmesse für geflüchtete Menschen, aus.

Politikverdrossenheit führte zur Kandidatur

Tatsächlich waren es eine gewisse Politikverdrossenheit und der sich vollziehende Rechtsruck in der österreichischen Politik, die Stephanie Cox dazu animierten politisch aktiv zu werden. “Kann ich das in 10 Jahren vor meinen Kindern oder vor mir selber rechtfertigen, dass ich was machen hätte können, es aber nicht tat und mir dachte: machen eh die anderen?” Dieser Gedanke bewegte Cox schlussendlich zur Kandidatur.

Digitalisierung und Technologisierung ins Parlament bringen

Mit ins Parlament brachte sie ihre Herzensthemen Digitalisierung und Technologisierung. Ältere ParlamentarierInnen könnten aufgrund der anderen Lebensumstände ihrer Generation diese Bereiche nicht so fassen und nachvollziehen wie jüngere PolitikerInnen, die in einer digitalen Welt aufgewachsen sind. Laut Cox, läge hier enormes Potential am österreichischen Arbeitsmarkt. Man dürfe nur nicht verpassen auf den digitalen Zug aufzuspringen und die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. So wie die Digitalisierung Jobs überflüssig mache, schaffe sie andererseits auch neue, die wir nicht leichtfertig an das Silicon Valley abtreten, sondern in Österreich behalten sollten. Von älteren, schon erfahreneren PolitikerInnen lässt sie sich daher nicht einschüchtern:

“Wir sind im Moment an einem Punkt in der Geschichte angelangt, wo wir, als Generation, die als Digital Natives aufgewachsen ist, auf Augenhöhe mit Menschen reden können, die zwar länger im System sind, – gerade in der Politik – aber die so wenig Ahnung haben von dem Feld, dass sie mir mit Augenhöhe begegnen müssen.” So anstrengend der Job Abgeordnete auch oft sei, fühlt sie sich daher dennoch zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Ein stabiles, privates Umfeld ist essentiel

Wichtig ist Stephanie Cox auch ein gesundes, privates Umfeld, welches sie nach dem Einzug ins Parlament noch enger an sich herangezogen hat. Der Austausch mit Familie und Freunden außerhalb des politischen Geschehens sei notwendig, um nicht in einer Blase vor sich hin zu leben, wie es in der Politik schnell passieren könne. Sie möchte eine Brücke sein raus zur Gesellschaft aber auch zwischen den Fraktionen. Die ideologischen Grabenkämpfe vor allem unter den Großparteien seien äußerst problematisch und machen die Arbeit im Parlament teilweise sehr mühsam. Cox verweist hier beispielsweise auf die Sitzverteilung im norwegischen Parlament. Die Abgeordneten sind dort nach Heimatprovinzen und nicht nach ihren Fraktionen aufgeteilt, was auf lange Sicht zu mehr Kommunikation zwischen den einzelnen Gruppierungen führt und starre Partei Blöcke, auch im Hinblick auf ihr Abstimmungsverhalten, auflockern könne.

Auch das vertagen von Anträgen sei eine mühsame Praxis in der aktuellen Zusammenarbeit zwischen Regierung und Opposition. Mit dieser Methode und mit den Ausschüssen hinter verschlossener Türe haben BürgerInnen kaum eine Möglichkeit sich ein Bild über die Diskussionen und Positionen im Hohen Haus zu machen.

Langfristige Erfolge feiern

Die Arbeit im Parlament, vor allem als Mitglied einer Oppositionspartei, erfordere viel Geduld, welche sich Stephanie Cox langsam erst antrainieren müsse. Als Unternehmerin war sie es gewohnt relativ rasch Ergebnisse zu sehen. In der Politik brauche dies jedoch oft mehrere Jahre. “Man unterschätzt oft, was man in fünf Jahren erreichen kann und überschätzt meist, was man in einem Jahr erreichen kann.” Motiviert bleibt Stephanie Cox dennoch. Langfristige und dauerhafte Erfolge seien das Ziel, um den BürgerInnen im Parlament eine Stimme zu geben.

 

Interview und Text: Sabrina Krennmeir.

Bild: © Manuel Gruber